Feuer in der Lagerhalle von Alba
Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 11.05.2018 / Jutta Pöschko-Kopp
Keine Verletzten / 170 Einsatzkräfte der Feuerwehr, 30 Mann vom Rettungsdienst vor Ort / Brandursache noch unklar / Kriminalpolizei ermittelt
Waiblingen ist wieder von einem Großbrand erschüttert worden. Im Gewerbegebiet Eisental ist am Mittwochvormittag in der Entsorgungsfirma Alba ein Feuer ausgebrochen, das sich rasch ausbreitete. Trotz des gewaltigen Feuerwehreinsatzes konnte die 3000 Quadratmeter große Lagerhalle nicht gerettet werden. Sie ist völlig zerstört. Personen wurden nicht verletzt.
Morgens gegen 10 Uhr ist die dunkle Rauchsäule im weiten Umkreis zu sehen. In Schorndorf und Göppingen, in Remseck-Pattonville und Schwieberdingen, in Kornwestheim und beim Flughafen auf den Fildern werden die Menschen vom bedrohlich aussehenden Rauch aufgeschreckt: Im Gewerbegebiet Eisental brennt eine Lagerhalle, in der Papier, Kunststoffabfälle, Altbatterien und ausgediente Spraydosen gelagert sind. Feuerwehr, Rettungsdienst sowie Polizei sind im Großeinsatz, das Eisental ist großräumig gesperrt. Aufgrund der starken Rauchentwicklung bittet die Polizei, Türen und Fenster im erweiterten Umkreis geschlossen zu halten.
Am Rande des Brands steht Michael Stutz, einer der beiden Alba-Geschäftsführer. Von seinem Büro im Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatte er den Brand bemerkt und die Feuerwehr verständigt. Die war zu diesem Zeitpunkt über die Brandmeldeanlage bereits alarmiert worden. Eigene Löschversuche seien gar nicht erst gemacht worden. „Wir haben das Gebäude umgehend geräumt“, sagt Michael Stutz. Die Fahrzeuge der Entsorgerfirma wurden weggefahren, um der Feuerwehr die Zufahrt zu ermöglichen.
Die ist bereits in vollem Einsatz. Um 10.30 Uhr brennt die Halle lichterloh. Hier kommt kein Mensch rein, um zu löschen. Rettungskräfte haben vorsorglich Liegen für Verletzte aufgebaut. Alle starren auf das brennende Gebäude. Die Feuerwehr warnt Schaulustige davor, sich dem Gebäude zu nähern: Wenn sich der Wind dreht, kann der Rauch gefährlich werden. Ein Polizeihubschrauber kreist über der Stadt.
Um 11.45 Uhr schlagen die Flammen noch immer hoch. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Waiblingen, Weinstadt und Fellbach sind dazu übergegangen, die brennende Halle kontrolliert abbrennen zu lassen. Die Priorität liegt darauf, die angrenzenden Gebäudeteile von Alba und die umliegenden Gebäude zu schützen, um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern, sagt Volker Damm, Einsatzleiter der Feuerwehr. Nach ersten Erkenntnissen brach das Feuer in der brennenden Halle aus. Einige Autos von Mitarbeitern der Firma sind durch die Hitze total zerstört. Die Feuerwehr ist mit zwölf Fahrzeugen und mehr als 170 Einsatzkräften vor Ort. Rettungsdienste sind mit zehn Fahrzeugen und knapp 30 Mann bei Alba.
Gegen 12 Uhr ist die Lage stabil
Das Gewerbegebiet ist weiterhin großräumig abgesperrt. Im Einsatz sind acht Polizeieinsatzstreifen und noch immer der Polizeihubschrauber in der Luft. Aufgrund der starken Rauchentwicklung werden mit einem Spezialgerät die Schadstoffe in der Luft gemessen. Es wird weiterhin gebeten, die Türen und Fenster großräumig geschlossen zu halten. Die Kriminalpolizei Waiblingen hat die Ermittlungen aufgenommen. Immer mehr Fotografen und Presseteams treffen ein. Gegen 12 Uhr ist das Feuer unter Kontrolle. „Die Lage ist stabil“, sagt Jürgen Aldinger, Vize-Kommandant der Waiblinger Feuerwehr. Um 13.20 Uhr gibt es Entwarnung für die Luft im Stadtgebiet von Stuttgart: Hier dürfen Fenster und Türen nun wieder geöffnet werden.
14.30 Uhr: Die ersten Feuerwehrleute rücken ab. Die Halle ist vollkommen zerstört. Doch noch züngeln Flammen unter dem eingestürzten Dach, das die gelagerten PET-Flaschen unter sich begraben hat. Auf das Blechdach Löschwasser zu spritzen hätte keinen Sinn, erklärt Jürgen Aldinger. Im Einsatz ist deshalb ein Bagger von Alba, der das Dach anheben soll. Vorsichtig entfernt er zuvor völlig verkohlte und zusammengeschmorte Autos, die Alba-Mitarbeiter morgens an der Halle abgestellt hatten. Die Hitze muss unbeschreiblich gewesen sein.
Und der Schaden ist immens. Wie groß genau, das kann an diesem Nachmittag noch keiner abschätzen. „Die Kriminaltechnik ist dran“, sagt Alba-Geschäftsführer Christoph Wufka. Die Lagerhalle ist abgebrannt – unbeschadet blieb glücklicherweise das Alba-Gebäude daneben. „Hier sind wir mitten im Umbau für eine neue Papiersortieranlage“, sagt Wufka. 1,5 bis 1,7 Millionen Euro will Alba investieren. Der Umbau soll weitergehen, als Lager wohl erst mal die Standorte am Stuttgarter Hafen und in Holzgerlingen genutzt werden. „Aber jetzt stehen im Fokus erst mal die Mitarbeiter“, sagt der Geschäftsführer. 25 Menschen arbeiteten normalerweise in der Lagerhalle. Als das Feuer ausbrach, hätten die meisten von ihnen aber gerade Pause gemacht, so dass nur drei oder vier Personen in der Halle waren. „Das Wichtigste ist“, sagt Christoph Wufka: „Keinem ist was passiert.“
Keine Schadstoffe in der Luft und am Boden, Achtung bei Ruß
15.25 Uhr. Die Luftmessungen ergaben: Die Emissionen liegen im tolerierbaren Bereich. In Waiblingen wird aber weiterhin empfohlen, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Um 17 Uhr kommt dann die Entwarnung: Wasser-, Wisch- und Bodenproben seien untersucht worden, relevante Schadstoffe seien aber nicht gefunden worden, informiert Jürgen Aldinger die Anwohner bei einer Bürgerinfo in der Firma Alba. Der schadstoffbelastete Rauch sei Richtung Schänzle und dann senkrecht abgezogen. Nachbarn, deren Fenster offen standen und deren Büros oder Wohnungen deshalb verrußt sind, sollten sich rasch an ihre Gebäudeversicherungen wenden. Offene Lebensmittel und Hygieneartikel sollten entsorgt werden.
„Dioxine und Furane sind ausgeschlossen“, beruhigt Chemiefachberater Dr. Ralf Kellner die Anwohner. Gartenbesitzern empfiehlt er, eine etwaige Rußschicht vom Gemüse einfach runterzuwaschen. Auch das Löschwasser war nach Angaben der Feuerwehr harmlos. Zwar wurde Schaum zugesetzt, das Löschwasser gehe aber in die Kläranlage und werde dort gereinigt.