Ein Feuerspektakel lockt zur Yburg
Quelle: Fellbacher Zeitung vom 23.4.2018 / Hans-Dieter Wolz
Der Freiwillige Feuerwehr Stetten lässt es zum 150-jährigen Jubiläum in den Weinbergen krachen. Spektakuläre Vorführungen mit einer Fettbrandexplosion und einem Überschlagsimulator demonstrieren die Arbeit der „Blaulicht-Organisationen“
Der Topf ist sehr heiß, 170 Grad erreicht das Fett – genauso viel wie es die heimische Pfanne aufheizt. Plötzlich wird die Temperatur zu groß – das geschmolzene Fett steht lichterloh in Flammen. „Wer jetzt falsch reagiert, braucht eine neue Küche“, sagt Kernens Feuerwehrkommandant Andreas Wersch, und seine Leute führten am Sonntag in den Weinbergen rund um die Yburg vor, dass Wasser diesen Brand nicht zu löschen vermag. Viel schlimmer noch: Ein Gläschen Wasser ins heiße Öl gegossen – und eine meterhohe Stichflamme spritzt heraus. Das beeindruckt.
Was da passiert, erklären Feuerwehrleute: Da brennendes Fett oder Öl bereits bei seiner Entzündung mehrere hundert Grad Celsius heiß und damit heißer als siedendes Wasser ist, verdampft die zugegebene Flüssigkeit schlagartig. Dadurch wird das brennende Fett mit dem Wasserdampf in feinen Tröpfchen aus dem Behälter gerissen. Die charakteristische Feuersäule entsteht.
Der Sicherheitstag zum 150-jährigen Bestehen der Stettener Feuerwehr hatte eindrucksvolle Szenen zu bieten und im Gedächtnis bleibende Erlebnisse. Wer sich mutig in den Überschlagsimulator der Verkehrswacht setzte – und hoffentlich anschnallte – fand sich nach überraschender Drehung des Fahrzeugs kopfüber in den Gurten hängend. So schlimm wie ein Schleuderunfall, bei dem das Auto auf dem Dach liegen bleibt, ist die Erfahrung zwar nicht. Aber wie man wieder auf die Füße zu kommen versucht und sich mühevoll aus dem kopfstehenden Auto windet, bleibt doch in der Erinnerung. Weniger eindrucksvoll lief zuerst der Versuch der Feuerwehr aus Kernen ab, vor explodierenden Spraydosen zu warnen. Minutenlang rösteten die wackeren Brandbekämpfer ihr Testobjekt auf großer Flamme, doch nichts geschah. „Das ist der Vorführeffekt“, kommentierte der Feuerwehrkommandant Wersch – und behielt recht. Beim zweiten Versuch bewies nach kurzer Temperaturerhöhung bereits ein heftiger Knall, dass aufgeheizte Spraydosen explosionsartig zerreißen. Was in einem Auto erschreckende Folgen haben kann. An einem Schrottauto demonstrierten die Feuerwehrleute, wie sie mit Bedacht und Vorsicht Hand anlegen und es aufschneiden, um Verletzte zu bergen. Auch die Jugendfeuerwehr, die schon 50 Jahre in Stetten besteht, ließ die Flammen tanzen.
In ihren zahlreichen Autos, darunter zwei Drehleitern der Feuerwehren aus Fellbach und Weinstadt, Entrauchungsanlagen und mehreren Einsatzleitwagen, zeigten die Angehörigen der „Blaulicht-Organisationen“ aus Kernen und der Umgebung ihre ausgefeilte Rettungstechnik. Besonders der Deluxe-Einsatzleitwagen des Landkreises Esslingen stach hervor, der zum festlichen Anlass seine facettenreiche Kommunikationstechnik mit dem fernsehergroßen Monitor auch mit Animations- und Märchenfilme zur Unterhaltung der Kleinsten umfunktionieren konnte. Das mit 20 Leuten und fünf Fahrzeugen angerückte örtliche Rote Kreuz ließ die vertrauensvollen Vierbeiner seiner Rettungshundestaffel über Balken, Wippen und durch ein Stoffrohr laufen. Lautes Gebell an der Holzkiste wies darauf hin, dass sie vielleicht Verletzte gefunden haben.
Der bei tollem Sommerwetter stattfindende Sicherheitstag lockte zahlreiche Menschen in die Weinberge. Gut 1000 Menschen hatten zuvor am Samstag rund um die Yburg gefeiert. Die feuerrot angestrahlte Ruine lockte sogar neugierige Gäste an, die spätabends weit entfernt auf der B 29 durchs Remstal fuhren.