Die Kinder folgen bereitwillig der musikalischen Aufforderung zum Tanz
Beim 43. Straßenfest ist die Sonne ein fast nie gesehener Gast – aber die Besucher kommen dennoch
Zum Auftakt betätigte sich der Kernener Schultes als volkstümlicher Dichter. Bei ihm reimte sich ‚verhauen‘ auf ‚Fußball schauen‘ und ‚jene, die blau-weiß gestreift‘ auf ‚werden kräftig eingeseift‘. Stefan Altenberger war bei der offiziellen Eröffnung des 43. Stettener Straßenfests am Freitagabend unüberhörbar in Vorfreude auf das sonntägliche Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien zwischen Deutschland und Argentinien. Sichtlich gut gelaunt, obwohl ausgerechnet während seiner kurzen Rede der Himmel seine Schleusen öffnete und Regentropfen herunter prasselten, präsentierte sich der Bürgermeister mit Vertretern der zehn gastgebenden Vereine, Abteilungen und Organisationen auf der Bühne.
Es störte kaum einen, dass sich die Sonne fast gar nicht blicken ließ. Dafür schauten viele Kernener und Besucher aus nah und fern beim Traditionsfest rund ums Backhäusle vorbei, wo sieben Vereine – der TV Stetten war mit der Jugend und der Volleyballabteilungen vertreten -, die evangelische Kirchengemeinde Stetten und die Mobile Jugendarbeit Kernen bewirteten oder Aktionen für Gäste aller Altersklassen vorbereitet hatten.
Die Bluesband Shri gab zum Festauftakt alles. Die Formation aus Arizona kam beim Publikum gut an und erntete viel Lob für ihr Spiel. Es gab Beifall, und es wippten auch viele Füße im Takt der Musik mit, doch nur die jüngsten Besucher drehten sich zu den fetzigen Songs der US-Amerikaner im Kreis. Während die Aufforderung zum Tanz von den meisten ausgeschlagen wurde, nahmen viele das Angebot des öffentlichen gemeinsamen Fußballguckens am Samstagabend an. Der Platz vor der großen Leinwand, die auf der Bühne aufgebaut war, war zum Spiel um Platz drei gut gefüllt.
Das gestrige Finale in Rio de Janeiro wurde nicht öffentlich übertragen, was einige Fußballfans bedauerten. Stattdessen endete das Fest in diesem Jahr sogar früher. Bereits um 20.30 Uhr wurde der Ausschank eingestellt, auch bei der Feuerwehr. So könne jeder das Finale dort anschauen, wo er wolle, hieß es aus dem Rathaus. Andreas Wersch, der Kernener Kommandant und Abteilungschef der Stettener Floriansjünger, bat ebenfalls um Verständnis. ‚Auch wir wollen das Endspiel in Ruhe gucken und nicht nebenher noch bedienen.‘
Die Stettener Feuerwehr trägt – mit dem Musikverein – die Hauptlast beim Stettener Straßenfest, und zwar finanziell mit rund 25 Prozent der Kosten und auch personell. Vor einigen Jahren stand das Fest auf der Kippe, klar war damals nur, dass zumindest die 40. Auflage noch gefeiert werden sollte. Doch dank des Engagements der Löschtruppe – und des Einstiegs der Musiker, die den vakanten Platz der Schützengilde füllten – ging es weiter. Mittlerweile glaubt Andreas Wersch auch wieder an eine zumindest mittelfristige Zukunft des Straßenfests. ‚Wenn das Wetter mitspielt, läuft es super: Allerdings fahren wir auch einen hohen Aufwand und gehen mit rund 3000 Euro für Ware in Vorleistung.‘ In den ersten beiden Tagen gehe es darum, die Ausgaben wieder reinzuholen, ‚erst dann verdienen wir was‘.
Quelle: FZ vom 14.07.2014 / Text: Eva Herschmann