Eine Familie mit Feuereifer
Angehörige der Langs prägen seit Jahrzehnten die Geschichte der Floriansjünger mit
Einer für alle, alle für einen – diesen Leitspruch der Freiwilligen Feuerwehren haben die Angehörigen der Familie Lang verinnerlicht. Vier aus der Sippe – die Brüder Manfred und Eberhard Lang sowie deren Kinder Andreas und Katrin Lang – tun derzeit ihren Dienst bei den ‚Römern‘. Den Grundstock für die Feuerwehrdynastie legte Wilhelm Lang, der Vater von Manfred und Eberhard Lang. Er gehörte zu den Mitbegründern der Freiwilligen Feuerwehr nach dem Krieg, war Zugführer, später Leiter der Reservegruppe und wurde beim 100-Jahr-Jubiläum 1988 zum Ehrenmitglied ernannt.
Es sei selbstverständlich gewesen, sagt Eberhard Lang, dass er und sein Bruder auch die Uniform anzogen. Manfred Lang hatte als Elfjähriger den Brand im Aussiedlerheim in der Beinsteiner Straße beobachte. Sein Vater Wilhelm Lang und dessen Kameraden holten 50 Menschen aus den brennenden Baracken. Als Jungspunde seien sie stolz gewesen, dabei zu sein. ‚Wir waren ja schon glücklich, wenn wir in der Tauchpumpe, unserem Gemeinschaftsraum im Keller des Feuerwehrgerätehauses, bei den Alten hocken durften‘, sagt Eberhard Lang. Viele schöne Momente voller Kameradschaft, aber auch Tragisches haben die Langs bei der Wehr erlebt. Etwa beim Brand der Gaststätte Sonne 1977. ‚Wir haben ein Kind gesucht und nicht mehr rechtzeitig gefunden‘, sagt der Hauptfeuerwehrmann Manfred Lang.
Die Feuerwehr steht für den selbstlosen Einsatz für den Nächsten, aber auch für Tradition. ‚Wir waren lange Zeit eine reine Männerdomäne, die Alten haben uns das so beigebracht. Da hieß es, was soll eine Frau mit Atemschutzmaske‘, sagt Eberhard Lang. Dass seine Tochter zur Feuerwehr geht, konnte er sich deshalb lange nicht vorstellen. Dabei gab es, immer wenn Eberhard Lang zum Einsatz gerufen wurde, auch für Tochter Katrin kein Halten mehr. ‚Ich hab mir sofort mein Fahrrad geschnappt und bin hinter dem Feuerwehrauto hergefahren‘, sagt die 27-Jährige.
Zur Feuerwehr kam Katrin Lang allerdings über Umwege. ‚Wenn sie es über mich gemacht hätte, hätte ich nein gesagt, aber sie hat sich ohne mein Wissen übers Hintertürchen hineingeschlichen‘, sagt der Oberbrandmeister und Zugführer. Das ist jetzt elf Jahre her, und heute, sagt Eberhard Lang, sei er gottfroh, dass Katrin dabei ist: ‚Ich weiß, auf sie kann ich mich 100 Prozent verlassen.‘ Auch Andreas Lang kann den verwandtschaftlichen Banden in der Wehr nur Gutes abgewinnen. ‚Wir machen bei Katrin schon lange keinen Unterschied mehr, die Erwartungen an sie sind die gleichen wie an die Männer.‘
Egal ob Mann oder Frau, wer zur Feuerwehr gehe, brauche 100 Prozent Idealismus, sagt Eberhard Lang. ‚Wir sind schließlich 365 Tage im Jahr und 24 Stunden täglich abrufbereit.‘ Sobald der Funkalarm anschlage, steige der Adrenalinspiegel, sagt Katrin Lang, inzwischen Oberfeuerwehrfrau. ‚Selbst wenn es mitten in der Nacht ist, bin ich sofort hellwach und will los.‘ Dabei wisse man nie, was einen erwarte, sagt Katrin Lang. Dass sie sich dabei auch in Gefahr begibt, ist ihr bewusst. Doch wenn sich jemand aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis wundert, warum sie einen Großteil ihrer Freizeit für die Feuerwehr opfert, weiß Katrin Lang genau, was sie sagt: ‚Du bist auch froh, wenn es brennt, und wir kommen.‘
Quelle: Fellbacher Zeitung vom 13.03.2013, Eva Herschmann