Über 1000 Stunden im Einsatz
Stettener Feuerwehr zieht für 2012 Bilanz: 86-mal vor Ort, 43-mal am Sturmwochenende / Neue Einsatzbekleidung nötig
Dass laut Ehren-Kreisbrandmeister Karl Idler die Deutschen zu 98 Prozent hinter der Feuerwehr stehen, darf getrost als Argument dienen, bei begründeten Forderungen nicht kleinlaut zu sein. Der Kernener Kommandant Andreas Wersch mahnt die Beschaffung neuer Einsatzbekleidung an. „Ganz klar, die muss man ersetzen“, sagt Idler.
Abteilungsversammlung der Feuerwehr Stetten in der „Kathedrale des Weins“, wie Andreas Wersch die sanierte Glockenkelter nennt: Die Liturgie dieser Versammlung nimmt mit klassischem Klaviervorspiel, dem Jahresrückblick als musikunterlegte Diashow, launigen Grußworten von Landtags- und Bundestagsabgeordneten und der von Jahr zu Jahr opulenteren Begrüßungsrede des Kommandanten Wersch mittlerweile Züge einer Feierstunde an. Dabei ging es am Samstag um nichts weniger als die Bilanz eines Feuerwehrjahres 2012, bei dem die Stettener Abteilung erneut ihre Schlagkraft unter Beweis stellte. Die 52 Aktiven der Erwachsenenwehr absolvierten über 1000 Stunden bei Einsätzen, die nur zu einem kleinen Teil Löscheinsätze waren.
Abteilungskommandant Wersch, der auch der Gesamtwehr vorsteht, zählte 18 Brandeinsätze der Stettener im Jahr 2012. Allein 43 der 86 ehrenamtlichen Hilfsaktionen entfielen auf das Sturmwochenende Ende Juni, Anfang Juli. Wersch erinnerte das Rathaus daran, dass damals nicht nur der Gemeindebauhof zur Schadensbeseitigung beitrug, sondern genauso die Freiwillige Feuerwehr, die „24 Stunden lang in beiden Ortsteilen fast die ganze Nacht hindurch und fast den ganzen Sonntag lang im Einsatz“ war. Und das im Ehrenamt bei neun Euro brutto die Stunde zu „wesentlich günstigeren Tarifen als der Bauhof“.
Von den zwölf Alarmen, die Brandmeldeanlagen voriges Jahr ausgelöst hatten, waren sechs Fehl- bzw. Täuschungsalarme. Einmal hatte ein böswilliger Ruf die Feuerwehr zum Ausrücken veranlasst, dessen Verursacher aber ermittelt werden konnte. Siebenmal mussten die Fachleute der Stettener Wehr technische Hilfeleistungen erbringen, hinzu kamen drei Personenrettungen und zwei Gefahrstoffeinsätze. Gar zum Einfangen entlaufener Rinder wurden die Stettener Einsatzkräfte gerufen – von der Polizei mit einer Bitte um Amtshilfe.
Ausrückordnung hat sich bewährt
Die Bilanz der Einsätze zeige, dass sich die Alarm- und Ausrückordnung der Kernener Feuerwehr bewährt hat, so Wersch. Die Leitstelle ruft nämlich zwischen sechs Uhr in der Früh und 18 Uhr sowohl die Stettener als auch die Rommelshausener Wehr zu Hilfe. So habe in den zurückliegenden Jahren oftmals größerer Schaden bei Brandeinsätzen vermieden werden können, berichtete der Kommandant. Diese bewährte Praxis sei nur eines von vielen Argumenten gegen eine Zusammenlegung der beiden Feuerwehren zum jetzigen Zeitpunkt.
Die technischen Anforderungen an die Feuerwehr wachsen, auch die Herausforderung an die Einsatzkräfte, die Beruf und Ehrenamt immer schwerer unter einen Hut bekommen. Deshalb muss die Wehr ihre Personaldecke durch eine nachhaltige Jugendarbeit stärken. Aktuell umfasst die Jugendfeuerwehr sieben Mitglieder, leider ohne Mädchen, wie Andreas Wersch bedauerte. Dass in der Abteilung Kameradschaft groß geschrieben wird, belegten 2012 zahlreiche gemeinsame Aktionen – von der Teilnahme am Jubiläumszug der Schmidener Wehr bis hin zum Besuch des Salzbergwerks im Haigerlocher Ortsteil Stetten, vermittelt durch UFW-Gemeinderat Dieter Binder.
Andreas Wersch ist es wichtig, dass die in die Jahre gekommene Einsatzbekleidung rasch ersetzt werde. Sie stamme in Stetten aus dem Jahr 1997, in Rommelshausen sei sie noch ein Jahr jünger. An vielen Jacken seien die sicherheitsrelevanten Reflexstreifen nicht mehr erkennbar. Auch die Helme entsprächen nicht mehr der aktuellen Sicherheitsnorm. Ein finanzieller Kraftakt für die Gemeinde, gewiss, den BM Altenberger für 2014 aber bereits zugesagt habe, unabdingbar jedenfalls, wolle man seine Feuerwehr angemessen ausstatten.
Idler steht in der Sache hinter seinen Kernener Kameraden. Auch die Beschaffung von Uniformen entsprechend der neuen Bekleidungsrichtlinie sei überfällig: „Eine Uniform muss was gleichsehen. Das geht nicht mit einer Uniform vom Alten Fritz. Wenn ich rumlauf mit so einem Jankerle, das hat jeder“, warf er spitzbübisch den Blick auf MdB Dr. Joachim Pfeiffer. Idler saß wieder mal der Schalk im Nacken. „Überhaupt“, frotzelte er in Richtung Pfeiffer, „wenn Sie bei allen Feuerwehren im Kreis anwesend sein wollen, bin ich gespannt, wann Sie noch im Bundestag sitzen wollen.“ Für den FDP-Landtagsabgeordneten Jochen Haußmann zeigte er Milde und Mitleid: Andauernd treffe er den rührigen Rommelshausener. „Den sehe ich überall. Die hen ja nur sieben Leut’ im Landtag, der wird ja he gmacht in seiner Partei.“
Jubilar Emil Knoll (Mitte) inmitten seiner Gratulanten: Von links Abteilungskommandant Peter Schneider, Karl Idler, Beigeordneter Horst Schaal und Gesamtkommandant Andreas Wersch. Foto: ZVW
Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 04.03.2013 / Text: Hans-Joachim Schechinger