Feuerwehr an der Belastungsgrenze
Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 19.03.2019 / Sebastian Striebich
Kommandant Andreas Wersch fordert bei der Abteilungsversammlung in Stetten hauptamtliche Hilfe für die Freiwilligen
Kommandant Andreas Wersch hat bei der Abteilungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Stetten die gute Zusammenarbeit mit der Polizei hervorgehoben – nachdem seine Kritik an langen Wartezeiten Wellen geschlagen hatte. Zudem forderte er die Gemeinde auf, einen hauptamtlichen Gerätewart zu beschäftigen. Ehrenamtlich sei die Arbeit „kaum noch zu bewältigen“. Eines klarzustellen, das lag dem Kernener Feuerwehrkommandanten und Chef der Stettener Abteilung Andreas Wersch besonders am Herzen: „Die Zusammenarbeit mit der Polizei, hier insbesondere mit Klaus Auer und dem Polizeirevier Fellbach, ist nach wie vor vorbildlich.“ Das gelte auch für Heike Reichenecker und ihren Kernener Polizeiposten. Auch die Verkehrsdirektion in Kirchberg an der Jagst arbeite „im Einsatzfall gut mit uns zusammen“.
Werschs Ansage war eine Reaktion auf die Berichterstattung zu einem tödlichen Unfall am Ortseingang von Rommelshausen im Dezember vergangenen Jahres. Die Feuerwehr hatte von spätabends bis in die Morgenstunden auf den Verkehrsunfalldienst aus dem 82 Kilometer entfernten Kirchberg (Landkreis Schwäbisch Hall) warten müssen, der seit der Polizeireform für Unfälle mit Todesfolge zuständig ist. Bergen durfte die Feuerwehr den Toten nicht. Wersch kritisierte die Wartezeit und verwies dabei auch auf die Würde des Opfers. Einem Bericht der Stuttgarter Zeitung zufolge beschwerte sich daraufhin der Aalener Polizeichef Roland Eisele bei Bürgermeister Stefan Altenberger über dessen Feuerwehrkommandanten. Wersch sagte nun, er habe „zwei sehr sachliche Gespräche“ mit dem Polizeipräsidenten geführt. Die Polizei habe Fehler gemacht, räume diese offen ein und sorge nun für Verbesserungen – „das verdient Respekt!“
An die Adresse von Bürgermeister Stefan Altenberger und seine Kollegen im Gemeinderat richtete Wersch, der auch Sprecher der CDU-Fraktion in Kernen ist, einen eindringlichen Appell: Die Aufgabenvielfalt sei ehrenamtlich „kaum noch zu bewältigen“, ein hauptamtlicher Gerätewart sei „längst überfällig“. Dieser müsse zusätzlich Verwaltungsaufgaben übernehmen und so die Kommandanten entlasten. Wersch spitz: „Das ist mindestens so wichtig wie eine Seniorenlotsin oder Menschen, die Bäume katalogisieren.“
Feuerwehr bereitet sich auf Krisenfälle vor „Dringend überarbeitet“ werden müsse auch die Feuerwehrsatzung der Gemeinde. Auch wies Wersch darauf hin, dass die Entschädigungen für Feuerwehrleute im Land derzeit angepasst werden – „mal sehen, ob und wann auch unsere Gemeinde (…) die Aufwandsentschädigungen nach oben setzen wird“. Momentan verließen die Einsatzkräfte ihren Arbeitsplatz für gerade mal elf Euro die Stunde.
Im Jahr 2019 haben Stettener und „Römer“ Wehrleute bereits 16 Einsätze absolviert. Demnächst soll ein fast 33 Jahre altes Löschgruppenfahrzeug durch ein neues ersetzt werden. Sobald das Fahrzeug ausgeliefert sei, bedeute das für die Kameraden: „Sonderübungen sowie ein Fahrer- und Maschinistentraining“. Vor konkrete Herausforderungen gestellt werde die Feuerwehr auch durch Großveranstaltungen der Gartenschau. Doch sie wird sich laut Wersch auch auf Krisenfälle vorbereiten: „Die Stromausfälle des vergangenen Jahres haben gezeigt, dass wir manchmal nur knapp an den vielbeschriebenen Katastrophenszenarien vorbeischrammen.“
Ausführlich erinnerte der Kernener Kommandant an die Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum. In seinem Rückblick ging Wersch aber auch auf die Serie von Holzstapel-Bränden ein, die im Oktober in Rommelshausen ihren Anfang genommen hatte – und lobte abermals die Polizei, die den Übeltäter, der hier vier- oder fünfmal zugeschlagen hatte, ermitteln konnte.
Einsätze
108-mal wurde die Freiwillige Feuerwehr in Kernen im Jahr 2018 alarmiert. An 53 Einsätzen war die Abteilung Stetten beteiligt. Das bedeutet, wie Abteilungskommandant Andreas Wersch bei der Versammlung in der Glockenkelter ausführte, im Durchschnitt einen Einsatz pro Woche.
Zehn Einsätze fuhren die Stettener Kameraden an einem Sonn- oder Feiertag, zu 13 Einsätzen mussten sie ihren Arbeitsplatz verlassen und zehn Einsätze wurden spätabends oder nachts gefahren, „wenn die Bürgerinnen und Bürger von Kernen bereits im Bett liegen und sich in Sicherheit wiegen dürfen“, so Wersch.
In Stetten geehrt für 15 Jahre Feuerwehrdienst wurden mit dem Feuerwehr-Ehrenzeichen des Innenministers in Bronze: Sina Michalke, Julia Rebmann, Stefanie Zimmer, Mathias und Michi Gaiser (in Abwesenheit), Norman Gerlich, Dr. Ralf Kellner, Markus Konzmann, Steffen Lederer, Joachim Leidig, Christian Massierer, Florian Michalke, Ronny Otto, Rainer Stilz und Florian Wahl. Befördert wurden zum Oberfeuerwehrmann Lukas Edelmaier, Marcel Großmann, Pascal Großmann und Sebastian Schuhmacher, zum Hauptfeuerwehrmann Christian Massierer, Patrick Pfeil und Christian Schmid, zum Löschmeister Paul Novokhatskiy, zum Oberlöschmeister Benjamin Karpf, zur Hauptlöschmeisterin Sina Michalke, zum Oberbrandmeister Florian Michalke und zum Hauptbrandmeister Steffen Rosskopf, Stefan Wersch und Jürgen Wimmer. In der Bildmitte: Kommandant Andreas Wersch und Bürgermeister Stefan Altenberger.