Räte wollen zentrales Feuerwehrhaus nicht
Quelle: Fellbacher Zeitung vom 9.12.2017 / Hans-Dieter Wolz
Widerspruch im Verwaltungsausschuss gegen die Annahmen in der Feuerwehrbedarfsplanung
Nicht zufrieden mit der Feuerwehrbedarfsplanung, die seit einiger Zeit erstmals aktualisiert werden soll, zeigten sich die Gemeinderäte in der Sitzung des Verwaltungsausschusses Kernen am Donnerstag. Der Gutachter Christof Backes hat nämlich berechnet, dass die Brandbekämpfer mit einem gemeinsamen Feuerwehrgerätehaus in der Mitte zwischen den Ortsteilen durchaus die Hilfsfrist von zehn Minuten einhalten könnten. In dieser Zeit nach der Alarmierung müssen die ersten Feuerwehrleute am Brandort sein. Gemeinderäte bezweifeln, dass das funktioniert.
Backes hält die Feuerwehr Kernen mit ihren zwei Abteilungen und zwei Feuerwehrgerätehäusern in den beiden Ortskernen Stettens und Rommelshausen gut aufgestellt und rät, die vorhandenen Standorte zu erhalten. Handlungsbedarf für den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses zwischen den Ortsteilen sieht der Gutachter deswegen noch nicht. Diesen erwartet Backes erst dann, wenn die Feuerwehren aufgrund berufsbedingter Abwesenheit ihrer Mitglieder die nötige Personalstärke nicht mehr halten können. Weil aber in der Vergangenheit Bürgermeister Stefan Altenberger Sympathien für ein gemeinsames Feuerwehrgerätehaus erkennen ließ – was die Brandbekämpfer ablehnen – erhielt Backes für seine Prognose umgehend Widerspruch im Verwaltungsausschuss. Der Bürgermeister kündigte dennoch an, dass sich die Verwaltung um ein geeignetes Grundstück bemühen will.
Gemeinderat Andreas Pfänder (SPD), selbst ein Feuerwehrmann, kritisierte die Betrachtungsgrundlage des Gutachters für die einzuhaltende zehnminütige Hilfsfrist. Backes nahm maximale Fahrgeschwindigkeiten von 40 Kilometer pro Stunde innerorts und 60 Kilometer außerorts an. Bei der vorliegenden Betrachtung ging er daher von einer Geschwindigkeit für alle Fahrstrecken von 42 Kilometer pro Stunde aus. Dies entspricht 700 Metern in der Minute. „Nicht einmal in der Waiblinger Straße erreichen wir die 40 Kilometer im Durchschnitt“, protestierte Pfänder. Denn diese Hauptverkehrsstraße ist so eng, dass die Einsatzfahrzeuge beim Begegnungsverkehr mit Lastwagen oder Bus stark abbremsen müssen. An den Kreisverkehren und in der Karlstraße, wo Überholen schwierig ist, verzögern kürzere oder längere Staus ständig die Fahrt. „Wenn wir in den Ortskernen von 25 Kilometern pro Stunde im Einsatz ausgehen müssen, sieht die Welt noch mal ganz anders aus“, sagte Pfänder. Der Bürgermeister sieht dies anders: „Bisher müssen sie sich durch den Ort schlängeln. Das hat genauso viele Nachteile.“
Der Gutachter bestätigte auf ausdrückliche Nachfrage von Altenberger in der Sitzung, dass ihm ein gemeinsames Feuerwehrgerätehaus möglich erscheint – wenn es in der Mitte der beiden Ortsteile liegt. Gebäude und Fahrzeuge könnte eine Feuerwehr so besser ausnutzen und Neubauten wären wirtschaftlicher. Aber er erwartet auch Personalverluste, wenn der lokale Bezug der Mannschaft zum Standort fehlt und warnt, dass erst einmal hohe Investitionen nötig sind.
Der Ingenieur wies darauf hin, dass sich die Anfahrtszeit für Feuerwehrleute zu einem zentralen Gerätehaus verlängert. Feuerwehrkommandant Andreas Wersch, der auch CDU-Fraktionsvorsitzender ist, sah wenig Sinn und nur Zeitverlust darin, wenn die Mannschaft erst anderthalb Kilometer zur Mitte zwischen Rommelshausen und Stetten – etwa bei der Hangweide – fährt, um anschließend mit Löschfahrzeug und Blaulicht die gleiche Strecke wieder zum Brandherd zurückzufahren.
Feuerwehrbedarfsplanung in Kernen
Gutachter Christof Backes empfiehlt, den Einsatzleitwagen in Rommelshausen von 1996 durch einen Mannschaftstransportwagen mit Führungskomponente zu ersetzen. Für den Kommandanten Andreas Wersch hält er einen Kommandowagen als Dienstwagen für richtig. Ein Löschfahrzeug in Stetten aus dem Jahr 1986 soll durch ein Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug ersetzt werden. Gebäude In den Feuerwehrgerätehäusern in Rommelshausen und Stetten fand Backes kleinere Mängel, besonders in den Verkehrswegen, wo sich Fahrzeuge in die Quere kommen oder Menschen stolpern könnten. In den Umkleideräumen ist eine geschlechterspezifische Trennung nicht möglich, wird bemängelt. Anschaffung Der Gutachter rät, eine zweite Wärmebildkamera anzuschaffen.