Brandrede und Einsatz zu später Stunde
Ausgerechnet nach der Hauptversammlung muss Freiwillige Feuerwehr im Blauen Loch löschen
Für gewöhnlich hält sich die Feuerwehr politisch bedeckt. Doch dass Gaffer im sächsischen Bautzen Kameraden bei der Brandbekämpfung an einem geplanten Asylheim behindert haben, hat Peter Schneider, den Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Kernen Abteilung Rommelshausen, zu einer Brandrede veranlasst.
Feuerwehrleute in Deutschland stünden uneingeschränkt zum Recht auf Leben und Unverletzlichkeit der Person. Und dies ohne Ansehen der Person, der Herkunft, der Hautfarbe oder der Religion, zitierte er Hartmut Ziebs, den Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes. „Dies können wir Kernener nur unterstreichen“, sagte Schneider bei der Hauptversammlung am Freitag. Ebenso wenig Verständnis hat Schneider dafür, dass immer öfter die eigentlich für die Rettung benötigten Einsatzkräfte zum Schutz der Privatsphäre der Verletzten abgestellt werden müssen. „Dass man bei einem Unfall schaut, was da passiert ist, ist das eine, aber es geht nicht, dass man mittels Smartphones Bilder macht und Videos dreht.“
Aus den 49 Einsätzen kehrten die „Römer“ ohne Blessuren zurück. Das liege zum einen daran, dass es sich weitestgehend um „Standard-Einsätze“ gehandelt habe, sowie an der neuen Einsatzkleidung, den Helmen und Handschuhen, sagte Schneider. „Diese Investition in die Sicherheit der Feuerwehrangehörigen hat sich schon ausgezahlt.“ Auch in Zukunft seien Mittel nötig, schließlich wolle Bürgermeister Stefan Altenberger mehr Frauen am Steuer eines Feuerwehrautos sehen. „Bei uns rennen Sie offene Türen ein, wir nehmen gerne Frauen auf, und dann brauchen wir Geld, damit sie den Führerschein machen können.“
In Erinnerung geblieben ist Schneider ein Einsatz am 1. Februar bei einem Gartenhausbrand. Zwar befanden sich die Besitzer nicht, wie zunächst vermutet, noch in dem Gebäude, das aus mehreren Räumen besteht, aber die Feuerwehrleute konnten eine verletzte Katze aus dem nahezu im Vollbrand stehenden Schuppen retten. „Nach Rückmeldung des Besitzers, hat sich die Katze nach dem Aufenthalt in der Tierklinik sehr gut erholt.“ Alles in allem sei der Einsatz glimpflich verlaufen, denn neben der Katze hatten die Floriansjünger auch mehrere Gasflaschen in verschiedenen Größen in der Hütte entdeckt. „Das hätte brenzlig werden können.“
Noch könne die Abteilung Eintreffzeiten von acht bis zehn Minuten in mehr als 90 Prozent einhalten, sagte Schneider. Um schnell zu sein, bräuchten sie aber Parkplätze beim Gerätehaus. Leider gebe es keine neuen Informationen über die Zukunft des Milchhäusles. Es sei klar, dass die mobile Jugendarbeit bis zur Fertigstellung des neuen Jugendzentrums in der Kelterstraße das Milchhäusle weiter nutze. „Es ist lediglich unser Wunsch, dass Gemeinderat und Verwaltung eine sinnvolle Lösung finden.“ Erst in der vergangen Woche hätten Besucher des Gerätehauses direkt vor den Toren geparkt und einen Einsatz behindert.
Zusätzlich zu den 1210 Einsatzstunden hat die Abteilung Rommelshausen 536 Stunden in Übungen investiert. Drei Kindergärten und vier Schulklassen kamen zu Besuch ins Feuerwehrgerätehaus, außerdem Gäste aus Masvingo in Simbabwe. Eine Gruppe um den Bürgermeister Hubert Fidze informierte sich über die Freiwillige Feuerwehr. Die Stadt Masvingo mit ihren rund 90 000 Einwohnern hat eine Berufsfeuerwehr, die aber nicht ganz vergleichbar mit hiesigen Standards sei, sagte Schneider. Da die Personalkosten hoch sind, plant die Kernener Partnerstadt die Einrichtung einer Freiwilligen Feuerwehr. „Wir haben gerne unsere Erfahrungen und unser Wissen weitergegeben.“
Bevor die Feuerwehrangehörigen zum Waldspielplatz Blaues Loch ausrückten, wo trotz ihres beherzten Eingreifens Sitzgelegenheiten, Müllbehälter und ein Teil der Grillhütte abbrannten, hatte Jochen Haußmann, der alte und neue liberale Landtagsabgeordnete aus Kernen, brandaktuelle Neuigkeiten von den Gesprächen zwischen der FDP, der SPD und den Grünen. „Die Zeichen stehen auf eine grün-schwarze Koalition, aber wenn es nicht gelingt, werden wir uns neu beraten. Denn wir sind uns einig, dass wir keine Neuwahlen wollen.“
Quelle: Fellbacher Zeitung vom 21.03.2016 / Text: Eva Herschmann