In Kernen bleibt’s vorerst beim Trachtenlook

Die Freiwillige Feuerwehr bekommt aber neue Einsatzkleidung

Fellbacher ZeitungDer Kernener Feuerwehrkommandant Andreas Wersch ist ein Mensch, der sich bereitwillig vielen Aufgaben stellt. In der Stettener Wehr geht er auch als Abteilungsleiter voran. Bei der Mitgliederversammlung am Samstag in der Glockenkelter war er zudem als ‚Model‘ engagiert und präsentierte die neue Dienstbekleidung der baden-württembergischen Feuerwehren. In der Uniform mit Schulterstücken statt Ärmelabzeichen machte der Kommandant eine gute Figur. Dennoch will der Kernener Bürgermeister Stefan Altenberger seine Brandbekämpfer vorerst nicht weiter neu einkleiden. Für die Ersatzbeschaffung der alten Einsatzkleidung – zum Preis von etwa 1100 Euro für jeden der 111 Kernener Feuerwehrangehörigen – sind bereits 100 000 Euro im Haushalt 2014 eingestellt. Im kommenden Jahr sollen dann noch neue Helme beschafft werden – für 26 000 Euro, die ebenfalls aus der Gemeindekasse genommen werden. „Mehr ist nicht drin“, sagte Altenberger.

Selbst die Aussage von Rainer Seeger, dem stellvertretenden Kreisbrandmeister und Chef der Fellbacher Wehr, die Nachbarstadt werde ihre Einsatzkräfte nicht nur mit der schicken neuen Uniform, sondern auch gleich mit dem ebenfalls neu geschneiderten Dienstanzug – mit Cargohose und Basecap – ausstatten, konnte den Schultes nicht umstimmen. Die neue Dienstbekleidung komme für die Kernener zur Unzeit, angesichts der bereits bestehenden hohen Ausgaben für Einsatzjacke und Hose sowie Helme, sagte Andreas Wersch. Dennoch würde der Kommandant sich, seinen ‚Römer‘ Kollegen Peter Schneider und seine Leute am liebsten bald in den neuen Gewändern sehen, damit der ‚Trachtenlook‘, der den baden-württembergischen Feuerwehrleuten oft Spott eingebracht habe, „endgültig Geschichte ist“. So gebe es nun halt eine Zeit lang eine Zweiklassen-Gesellschaft: „Für Feuerwehren aus Kommunen, die sich die neue Dienstbekleidung leisten können, wird es Uniform und Dienstanzug zum Gesamtpreis von etwa 450 Euro pro Nase geben.“

Angesichts von 103 Einsätzen für die Kernener Feuerwehr im vergangenen Jahr – bei 53 davon war die Abteilung Stetten beteiligt – scheint die neue Einsatzkleidung auf alle Fälle eine gute Investition zu sein. Die Gesamtwehr wurde zu 23 Brandeinsätzen gerufen, darunter fünf Mittel- und 18 Kleinbrände. „Von Großbränden wie in den zurückliegenden Jahren wurde unsere Gemeinde zum Glück verschont“, sagte Andreas Wersch. Die Kernener retteten sechs Menschen, zwei davon aus lebensbedrohlichen Lagen. Besonders dramatisch, aber am Ende mit glücklichem Ausgang, sei die nächtliche Suche nach einer Reiterin gewesen, die im Wald gestürzt war und schwer verletzt in eine Waldklinge geriet. Kurios sei der Einsatz auf einer Wiese im August gewesen. „Hier hat offensichtlich der erhitzte Katalysator das trockene Gras entzündet und danach gleich noch das Fahrzeug .“

Sorgen bereiten den Feuerwehrangehörigen, die 365 Tage im Jahr 24 Stunden einsatzbereit sind, die hohe Zahl von 26 Fehlalarmierungen durch Brandmeldeanlagen. Die meisten beruhten auf technischen Defekten, oder es sei vergessen worden, bei Wartungsarbeiten die Melder außer Betrieb zu nehmen, sagte Andreas Wersch: „Leider kommen aber auch drei böswillige Alarmierungen hinzu, das hatten wir schon lange nicht mehr.“

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Andreas Wersch (li.) dankt Manfred Medinger, Martin Konzmann (Dritter von re.), die beide in die Alterskameradschaft wechseln und Hermann Edelmaier, der aus dem Ausschuss ausscheidet. Stefan Altenberger (Zweiter von re.) und Peter Schneider (re.) gratulieren. Foto: eha

Quelle: FZ vom 24.02.2014, Eva Herschmann