Auf Umwegen von der Feier zum Feuer
Die Brandbekämpfer treffen beim Einsatz während des Straßenfests auf die Wasserleitungsbaustelle.
Feuerwehrkommandant Andreas Wersch wirkt nicht ganz glücklich, wenn man ihn auf die Einsatzmöglichkeiten seiner Eingreiftruppe am kommenden Wochenende anspricht. Dann sitzen die Bürger beim Straßenfest gemütlich zusammen. Die Feuerwehrleute aber müssen mit ihren Einsatzfahrzeugen wegen der Wasserleitungsarbeiten Umwege in Kauf nehmen. Das kostet Zeit, und die ist im Ernstfall knapp. Daher appelliert Wersch auch an die Besucher und Standbeschicker, den Einsatzfahrzeugen beim Parken nicht zusätzlich den Weg zu versperren.
Dass die mehrtägige Hocketse in der Bachstraße und der Mühlstraße ausgerechnet mit Bauarbeiten auf der Langen Straße zusammenfällt, hat Kopfzerbrechen bereitet. Beim Straßenfest feiern die Bürger unter anderem vor und im Feuerwehrgerätehaus, im Brandfall rücken die Floriansjünger über den unscheinbaren Trollingerweg und die Lange Straße aus. Doch die ist Baustelle. Für die Zeit vor und während des Straßenfests wird die ansonsten gesperrte Lange Straße zwar in Fahrtrichtung Süden geöffnet. Denn nun ist die Bachstraße zu. In Richtung Norden gibt es nur Umwege. Die Feuerwehr wird, so sagt Andreas Wersch, den Weg über die Wein- und Hindenburgstraße einschlagen. Das kostet Zeit. Zwei Minuten sei der Zeitverlust bei einem Einsatz vor einer Woche wegen des umleitungsbedingten Einbahnverkehrs in der Bachstraße gewesen, sagt Feuerwehrmann Andreas Wersch. Eine Zusatzgefahr entstand dadurch allerdings nicht. Die vorgeschriebene Alarmierungszeit konnte dennoch eingehalten werden, sagt Wersch.
Die Feuerwehr und andere Dienste sollen nach dem Landes-Rettungsdienstgesetz möglichst in nicht mehr als zehn, höchstens 15 Minuten in 95 Prozent aller Alarme am Einsatzort ankommen. Im Rems-Murr-Kreis wird diese Anforderung erreicht. Im Gemeinderat ist dennoch darüber spekuliert worden, die Stettener Feuerwehr werde im Brandfall im nördlichen Stetten ihre Sonderrechte nutzen und mit Blaulicht entgegen der Einbahnstraße auf der Langen Straße fahren. Aber Andreas Wersch hat Zweifel, ob dies, zumindest tags und am Abend, nicht zu riskant ist. Wenn ein Lastwagen entgegenkommt, droht den Brandbekämpfern, blockiert zu werden. Wersch ging allerdings von der Länge der Einbahnstraße von mehreren hundert Metern aus. Die Aufgrabungen sind, so wie sich die Baustelle derzeit darstellt, zum Glück abschnittsweise zugeschüttet, die Engstellen also sehr viel kürzer. Dennoch ist aus Sicherheitsgründen, wie der Kommandant sagt, in die Alarmierung bei bestimmten Ereignissen auch die Abteilung Rommelshausen der Kernener Feuerwehr direkt einbezogen worden.
Insofern beruhigt Kommandant Wersch: ‚Wir haben die Bereitschaft zu Straßenfestzeiten vor Ort und können morgens bis abends ohne Verzögerung losfahren. Somit werden die Hilfsfristen eingehalten. Und die einzige Alternative wäre es, das Straßenfest nicht stattfinden zu lassen.‘ Das könnte auch wieder nicht im Interesse des Feuerwehrchefs sein. Die Floriansjünger sind einer der neun Vereine, die Speisen und Getränke beim Straßenfest anbieten. Und gemessen an der Zahl von bereitgestellten Bänken und Tisch auch einer der größten.
Auf der Langen Straße in Stetten sind Bauarbeiter aktiv, um Gräben zuzuschütten und zu teeren. Beim Straßenfest wird sie in Richtung Süden (rechts) befahrbar. Fotos: Hans-Dieter Wolz
Quelle: Fellbacher Zeitung vom 10.07.2013, Hans-Dieter Wolz