Traditionstruppe auf dem Weg in die Zukunft
Seit dem 100-Jahr-Jubiläum haben sich Aufgaben und Selbstverständnis der Feuerwehr geändert.
Vieles hat sich seit dem letzten großen Jubiläum der Wehr, dem 100. Geburtstag 1988, verändert. Vier Kommandanten hatte die ‚Römer‘ Feuerwehr in dieser Zeit. Erwin Linsenmaier stand von 1989 bis 1994 an der Spitze, ihm folgte bis 2004 Ernst Maile jr., danach übernahm für sechs Jahre Christian Fischer das Kommando, und seit 2010 leitet Peter Schneider die ehrenamtliche Truppe.
Beim Blick zurück, begegnen sich Tradition und Moderne. ‚Wir hatten vor 25 Jahren eine deutlich höhere Mannschaftsstärke, wir waren etwa 70 Leute‘, sagt Erwin Linsenmaier. Die größere Bereitschaft für den Dienst bei der Wehr hatte früher allerdings einen ganz pragmatischen Grund: Viele junge Männer leisteten damit ihren Ersatzdienst. Seitdem die Wehrpflicht gefallen ist, fallen diese Freiwilligen weg, von denen allerdings viele nach ihren Pflichtjahren auch gleich wieder verschwanden. ‚Wir haben heute im Ort auch viel mehr Vereine, und auch ansonsten ist mehr geboten‘, sagt Linsenmeier. Und die Uniform, die früher Anreiz für viele war, schrecke heute eher ab. ‚Wir müssen inzwischen sicherlich mehr um Nachwuchs werben.‘
Neben der Einstellung hat sich auch die Ausrüstung geändert. Früher kamen die Landwirte oft direkt vom Feld, noch in Gummistiefeln. Und im Einsatz wurden die alten Ausgehuniformen aufgetragen. In den 90er-Jahren wurden die ersten Flammschutzhauben gekauft. Auch die Einsatzkittel und -hosen mit Leuchtstreifen sind neueren Datums. Der Fuhrpark wurde ebenfalls aufgerüstet. Drei neue Fahrzeuge – ein Einsatzleitwagen (ELW), ein Löschfahrzeug LF 16 TS und ein Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 – kamen zwischen 1994 und 2004 dazu. Die vorerst letzte Anschaffung, ein Gerätewagen-Transport (GW-T), steht seit Mai 2011 im Feuerwehrgerätehaus in der Seestraße. Spektakuläre Einsätze hat es seit 1988 einige gegeben. Zweimal – 1992 und 2011 – brannte die Alte Kelter fast bis auf die Grundmauern nieder. Zweimal, 2000 und 2002, loderten die Flammen aus dem gleichen Wohnhaus in der Beinsteiner Straße. Beim letzten Einsatz konnte eine Frau nur noch tot geborgen werden. Es gab auch seltsame Einsätze. 1995 entstand beim Brand eines irischen Sattelzugs, der 2000 geschlachtete Lämmer geladen hatte, ein Gesamtschaden von 300 000 Mark.
Noch immer ist es oberste Pflicht der Feuerwehr, Brände zu löschen, doch der vorbeugende Brandschutz hat immer mehr Bedeutung gewonnen. ‚Nach dem 100-Jahr-Jubiläum haben wir begonnen, regelmäßig Aktionen in Kindergärten und Schulen zu organisieren, auch die Firmenbesuche sind mehr geworden‘, sagt Erwin Linsenmaier. Trotzdem blickt er ein wenig skeptisch auf die nächsten 25 Jahre der Freiwilligen Feuerwehr Kernen Abteilung Rommelshausen. ‚Bedingt durch den demografischen Wandel wird der Weg wohl in Richtung einer Art hauptamtlichen Wehr gehen‘, sagt Erwin Linsenmaier. Vielleicht verbleibe im Flecken noch ein kleines Kontingent an ehrenamtlichen Kräften. Allerdings sei es schwierig, genug Leute zusammen zu bekommen. 1988 seien gut zwei Drittel der Einsatzkräfte tagsüber am Ort gewesen, heute sei es vielleicht noch ein Drittel.
Der ‚Römer‘ Abteilungskommandant Peter Schneider teilt die Sorgen seines Vorgängers um die Zukunft der Wehr. ‚Unser Durchschnittsalter liegt bei 44,6 Jahren, das ist sehr hoch.‘ Dennoch will er alles dafür tun, dass die Feuerwehr schlagkräftig bleibt. ‚Wir haben eine tolle Gemeinschaft, das Miteinander funktioniert. Wir können uns aufeinander verlassen, und so soll es auch in den nächsten 25 Jahren bleiben‘, sagt Peter Schneider.
Quelle: Fellbacher Zeitung vom 13.03.2013, Eva Herschmann