Römer Wehr feiert Geburtstag
Bei der Feier zum 125-jährigen Bestehen der Rommelshäuser Feuerwehrabteilung hat allerlei Prominenz gesprochen
Kernen-Rommelshausen. Die Freiwillige Feuerwehr in Rommelshausen hat am Samstag ihren 125. Geburtstag gefeiert. Aber die Festgesellschaft erging sich dabei nicht in selbstgefälliger Rückschau, die Gedanken kreisten um Gegenwart und Zukunft. Und Arbeits- und Sozialministerin Katrin Altpeter Höchstpersönlich schaute als Festrednerin vorbei. Den Festakt eröffnete das „Salonorchester Melange“ in der Sporthalle mit dem „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß, eine musikalische Reminiszenz an die Zeit, als in Rommelshausen die Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde. Um augenfällig zu belegen, was die Feuerwehrleute für ihre Mitmenschen leisten, musste Ministerin Katrin Altpeter nicht weit ausholen. Sie eröffnete ihre Ansprache damit, dass sie an die Brandkatastrophe in Backnang, deren Opfer und den schweren Einsatz der Feuerwehr erinnerte.
Zur Würdigung des Feuerwehrwesens, des „gelebten Gemeinsinns“, verwies die Arbeits- und Sozialministerin auf den Heidelberger Löschmittelfabrikanten Karl Metz, der 1848 die erste Freiwillige Feuerwehr in Karlsruhe mit gegründet hatte und als der Feuerwehrpionier des Südwestens schlechthin gilt. Der Ausspruch von Metz „Das Löschwesen ist Turnwesen“ weise direkt auf die revolutionäre Unruhe jener Zeit hin, in der eine der Hauptforderungen die Teilnahme und Teilhabe der Bürger am Gemeinwesen war. Somit, so Altpeter, seien die Feuerwehren im doppelten Sinne revolutionär, wenn sie mit dem Löschen den Mitbürgern helfen und Mitverantwortung für das Gemeinwesen übernehmen. Helfen und Mitverantwortung übernehmen stellten die höchsten Stufen bürgerlichen Gemeinsinns dar, so Altpeter. „Und die Feuerwehr debattiert nicht lange“, betonte sie, „sie krempelt die Arme hoch und macht mit!“
Gemeinschaftssinn, Stressresistenz und Entscheidungsfähigkeit
Mit Blick in die Zukunft meinte die Ministerin, anders als in der Gründungszeit gehe es heute bei der Feuerwehr nicht mehr nur um Brandbekämpfung. Technische Hilfeleistung, Einsätze bei Unfällen, Sturm und Hochwasser nehmen immer größeren Raum ein und erforderten immer mehr Spezialisierung und Übung. Doch nichts beeinflusse unsere Gesellschaft derart wie der demografische Wandel. Dies sei auch bei den Feuerwehren als zentrale Herausforderung erkannt worden. Seit Jahren schon bemühe man sich dort, aktiv auf die Menschen zuzugehen und ihnen zu signalisieren, dass sie willkommen seien, dass man sie gemäß ihren Fähigkeiten annehmen und einbinden wolle. Gerade die in den Jugendfeuerwehren geförderten Tugenden Teamfähigkeit, Gemeinschaftssinn, Stressresistenz und Entscheidungsfähigkeit stellten Schlüsselqualifikationen dar, von denen „wir alle profitieren“.
Altpeter forderte die Feuerwehren dazu auf, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass jeder Vierte in Baden-Württemberg inzwischen Migrationshintergrund habe. Sie müsse und werde sich öffnen, um diese Bevölkerungsgruppe anzusprechen und ihr „eine ehrliche Chance an sozialer Teilhabe und Integration“ zu bieten. Als vorbildlich empfahl sie ein Pilotprojekt des Kreisfeuerwehrverbandes mit der Moschee in Murrhardt. „Wir brauchen diese jungen Brückenbauer“, betonte sie. Um die Zukunft der Feuerwehr machten sich auch die meisten der anderen neun Festredner ihre Gedanken. Die herausragende Bedeutung der Jugendfeuerwehren und ihrer Arbeit wurde unisono unterstrichen. Dr. Frank Knödler, der Leiter der Stuttgarter Feuerwehr und Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, empfahl, die höchsten Tugenden bei der Feuerwehr – Kameradschaftsgeist und Teamwork – weiter hochzuhalten. „An 365 Tagen rund um die Uhr unentgeltlich ehrenamtlich den Mitmenschen zu helfen ist das Schönste, was wir leisten“, sagte Dr.Knödler. Dies gelte es in die Öffentlichkeit zu transportieren. Der Landesregierung dankte er ausdrücklich dafür, dass sie die Rauchmelderpflicht beschlossen habe. Dadurch würden Menschenleben gerettet werden, denn Rauch und Kohlenmonoxid könne man nicht riechen. Vor allem nachts nicht, wenn man im Schlaf vom Feuer überrascht werde, meinte er und verwies auf die Opfer der Backnanger Brandkatastrophe. Die Freiwillige Feuerwehr und den freiwilligen Dienst in ihr attraktiv zu halten, darin sah auch Kreisbrandmeister Andreas Schmidt „die große gemeinsame Aufgabe“. Die Feuerwehr entwickle die dafür notwendigen Zukunftsprojekte, doch benötige sie dafür auch die Unterstützung der Bürgermeister, der Verwaltung, der Gemeinderäte und der Politik. „Bei der freiwilligen Feuerwehr“, brachte es Schmidt auf den Punkt, „handelt es sich um eine Bürgerinitiative, auf die Verlass ist, und die nicht im Sinne des eigenen Vorteils, sondern des Gemeinwohls aktiv ist.“
Für den Kernener Feuerwehrkommandanten Andreas Wersch stellte der „massenhafte Rückzug aus der Gesellschaftlichen Verantwortung“, also die „Spaßgesellschaft“, das Hauptproblem für Feuerwehren und Rettungsdienste dar. Sie sei das Gegenteil davon, dass sich Menschen ihrer Verantwortung für Gesellschaft und Mitmenschen bewusst seien.
Landtagsabgeordneter Jochen Haußmann verwies auf den Rommelshäuser Feuerwehrkalender als Beispiel für „eine gehörige Portion Kreativität“ in der Öffentlichkeitsarbeit. Als „Vertreter von circa 85 Vereinen im Ort und quasi Hausherr“ dankte Herbert Hagenlocher der Feuerwehr für die Hilfe, die sie den Vereinen zukommen lasse, sei es bei der Kirbe, beim Schurwaldlauf, bei der Straßensicherung bei Festzügen oder dadurch, dass das Gerätehaus auch anderen offen stehe.
Das Remstäler Feuerwehr-Urgestein Karl Idler war – entgegen im Saal kolportierter Gerüchte – nicht bei der Gründung der Rommelshäuser Wehr persönlich dabei. Als junger Kreisbrandmeister habe er aber 1967 seine erste Kommandanten-Dienstbesprechung hier im Ort abgehalten. Er versäumte es auch nicht zu mahnen, dass man die Feuerwehr auch in Zukunft in ihrer jetzigen Stärke benötige, „nicht für den Zimmerbrand, aber für all die Eventualitäten“, auf die man stets vorbereitet sein müsse, damit keine wirkliche Katastrophe über die Menschen hereinbreche.
Ehrungen:
Kein Jubiläum ohne Ehrungen. So auch beim Festakt zum 125. Geburtstag der Rommelshäuser Feuerwehr. Bürgermeister Stefan Altenberger, Abteilungskommandant Peter Schneider und Kommandant Georg Wersch ernannten Siegfried Alber, Gerhard Ehmann, Gerhard Pfund und Erich Lederer zu Ehrenmitgliedern der Feuerwehr. Bei ihnen seien nicht nur 326 Lebensjahre und 240 Jahre Feuerwehrerfahrung versammelt, betonte Schneider. Sie haben in ihrem Feuerwehrdienst Freud und Leid gesehen und wesentlich mit dazu beigetragen, die Feuerwehr zu dem zu machen, was sie heute ist.
Kreisfeuerwehrverbands-Vorsitzender Georg Spinner zeichnete Eberhard Lang mit dem bronzenen Ehrenzeichen des Kreisfeuerwehrverbandes aus.
Waiblinger Kreiszeitung vom 18.03.2012 Text: Wolfgang Gleich Fotos: Schlegel EXTRA: Feuerwehr-Jubiläum