Kleine Feuerwehrleute ganz groß

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Acht Jungs aus Stetten üben jeden zweiten Dienstag für den Ernstfall der Zukunft / Lukas, der Jüngste, ist erst 14

Kernen-Stetten. Das Kommando heißt: „1. Rohr, Wasser marsch.“ Lukas, mit seinen 14 Jahren der Jüngste bei der Jugendfeuerwehr Kernen, hält den Schlauch. Truppführer Pascal zielt mit dem Wasserstrahl 20 Meter weit auf ein Baumwiesle am Haldenbach. Sieht sehr professionell aus, dieses Tandem. Die Jungs üben mit Kameraden einen Löschangriff: Standrohr setzen, Schläuche ausrollen. So, wie es schon Lukas’ Opa machte.

Jugendfeuerwehr, das ist eine Gruppe motivierter junger Leute, die in Theorie und Praxis für den späteren Einsatz im aktiven Feuerwehrdienst trainiert. In Kernen sind es acht Kameraden, die sich jeden zweiten Dienstagabend im Stettener Feuerwehrmagazin treffen. Aktuell kommen nur Stettener. Gern sähen Moritz und Paul auch Kameraden aus Rommelshausen in ihren Reihen. Mädchen fehlen obendrein. Den weiblichen Part füllt in der Kernener Jugendfeuerwehr derzeit die neue Leiterin Sina Michalke (32) aus, auch sie ein Kind der Jugendfeuerwehr, die vor Jahren zur ersten weiblichen Gruppenführerin im Rems-Murr-Kreis aufstieg. Rainer Stilz und Sina Michalke, das Duo, das den nach Herrenberg verzogenen Dominik Kirigs ablöste, führen die Jungs seit dem Sommer.

Jeder hat schon seinen eigenen Spint

Weißer Feuerwehrhelm, schwarze Stiefel, blaue Latzhosen und Windjacken – so stehen die Kernener Jungfeuerwehrmänner in Reih und Glied vor ihrer Chefin Michalke. Jedem Anfänger ist ein eigener Spint im Stettener Magazin reserviert. Das motiviert. Die Jugendlichen dürfen, wenn sie sich bei den Übungen bewähren, sogar auch im Ernstfall eingesetzt werden – wenngleich nur in der Etappe zwischen Löschgruppenfahrzeug und Schlauchverteiler. Sie bauen im Notfall für die Erwachsenen flink das Mannschaftszelt auf. Mit 18 steht der Übergang in die aktive Wehr an. Wer bis dahin die Lösch-Basics und die Theorie der Funktechnik beherrscht, alles Lernstoff der Jugendfeuerwehrler, der tut sich leicht in der Grundausbildung der Aktiven.

Üben macht den Feuerwehrmann. Neben dem alten Stettener Löschgruppenfahrzeug LF-8 TS stehen die acht Jungs im Gewerbegebiet am Haldenbach und bereiten eilig einen Löscheinsatz vor. Die Uhr tickt. Das Standrohr muss an einen Hydranten angeschlossen, die Schläuche ausgerollt und verkuppelt werden. Drei zweiköpfige Angriffstrupps nehmen die Schlauchenden mit dem C-Hohlstrahlrohr in die Hand. Jetzt ertönt das Kommando „Erstes Rohr – Wasser marsch“ und ein Strahl schießt 20 Meter weit über die Baumwiese.

Der 14-jährige Truppmann Lukas, der hinter seinem Truppführer Pascal fest den Schlauch hält, ist Feuer und Flamme. „Mir macht hier am meisten Spaß, dass wir in der Gruppe sind“, schwärmt der Neuling. „Bei mir liegt die Feuerwehr in der Familie. Es fängt bei meinem Opa an und hört bei mir auf.“ Die Hälfte der Jungs ist feuerwehrmäßig familiär belastet. Auch Moritz und Marcel loben den Zusammenhalt, die Zusammenarbeit. Der 15-jährige Paul, der erst vor einem Jahr mit seinen Eltern von Esslingen rüber unter die Y-Burg zog, nutzte die Jugendfeuerwehr, um Freunde zu finden. Seine Eltern hätten ihn geschickt, verrät er. Und es habe sich gelohnt „Ich bin hergekommen, um Leute kennenzulernen und weil es interessant ist.“

Für Benne, der jetzt mit 19 in der aktiven Wehr eine Grundausbildung zum Truppmann absolvierte, waren die drei Jahre Jugendfeuerwehr eine optimale Vorbereitung. „Es gibt kaum etwas, das man in der Grundausbildung neu lernt“, sagt er. „Wir haben uns viel leichter getan als die anderen. Fellbach bietet das gar nicht an.“

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 30.09.2011